Acht Jahre lang hat der Schweizer HR-Manager Max Becker als Treasurer die Finanzverwaltung der European Association for People Management (EAPM) geleitet. Im Gespräch mit Persorama zog er ein Résumé zu seinem langjährigen Engagement.

Persorama: Was war Ihre Motivation, sich als «Treasurer» bei EAPM zu engagieren?

Max Becker: Ich wollte ein verlässlicher Repräsentant von HR Swiss in dieser Organisation mit 32 Ländern sein. HR Swiss ist die einzige Länderorganisation, die immer im EAPM-Vorstand vertreten ist, weil Treasury in der Schweiz angesiedelt ist. Das heisst, die finanziellen Mittel, die EAPM hat, werden vom Finanzplatz Schweiz aus betreut.

 

Gab es auch Bestrebungen, dass dieses Amt wechselnd auch durch andere Mitgliedsländer betreut wird?

Ja, wir hatten dazu intensive Diskussionen. Ich habe mich dafür verwendet, dass Treasury in der Schweiz angesiedelt bleibt – nicht im eigenen Interesse, sondern weil ich finde, dass Kontinuität und Stabilität besonders in Finanzfragen wichtig ist. Und es ist mir gelungen, meine Kollegen davon zu überzeugen, Treasury in der Hand der Schweiz zu belassen. HR Swiss hat bei einem Wechsel das Recht, jemanden vorzuschlagen – wie dies nun mit Rita Becker der Fall ist.

 

EAPM ist ein Verein, der 1962 nach Schweizer Recht gegründet wurde. Kommt daher der Anspruch auf den Treasury-Posten?

Ja, die EAPM-Gründer haben ein rotierendes Verfahren für alle Vorstandsposten ausser Treasury vorgesehen. EAPM ist ein Verein, der in der Schweiz Steuern zahlt und dank ihrer Verankerung in der Schweiz von einem vergleichsweise niedrigen Steuersatz profitiert.

 

Die Funktion des EAPM-Treasurers ist Miliz-Arbeit. Mit welchem Zeitaufwand ist dies verbunden?

Der zeitliche Aufwand für diese Arbeit ist beträchtlich, weil die Prozesse über die Grenzen hinweg nicht immer ganz einfach sind. Man muss zuweilen auch sicherstellen, dass die Mitgliederbeiträge bezahlt werden. Was pünktliche Bezahlung angeht, gibt es sehr unterschiedliche Kulturen in Europa. Ich hatte hier eine sehr gute Unterstützung von Esther Martin von der ZGP, welche dort das Mitglieder-Management betreut.

 

Was sind weitere Herausforderungen?

Mein Eindruck ist: Wir müssen aufpassen, dass wir EAPM nicht überregulieren. «Rules & Regulations» sind aus meiner Sicht zwar nötig, aber «Bürokratie» müssen wir vermeiden. Wichtig ist, die richtigen Leute an Bord zu haben; dann reichen auch weniger Regeln.

 

Was bringt ein Miliz-Engagement für Sie persönlich?

Ich war zunächst regional und national in der Schweiz ehrenamtlich als ZGP-Präsident und als HR Swiss-Vorstandsmitglied tätig. Weil ich von meiner beruflichen Tätigkeit eher international ausgerichtet war, hat mich auch die internationale Dimension der HR-Arbeit interessiert. Als die Treasury-Funktion frei wurde – nach Martin Zuber – war das für mich eine Gelegenheit, mich einzubringen. Und ich reise ja für mein Leben gern – hier konnte ich es.

 

Welchen Vorteil hat es für HR, über den eigenen Tellerrand hinaus in andere Länder Europas zu schauen?

Es gibt europaweit gemeinsame Themen wie Zertifizierungen oder Digitalisierung. Hier ist der Austausch wertvoll, um zu sehen, wie andere Länder damit umgehen. Wir können so lernen von den anderen Gesellschaften, auch in Bezug auf die Balance zwischen People Management und Digitalisierung. Wir können ebenso voneinander lernen als Fachverbände, wie andere Ländern mit den Themen Mitgliederwerbung und Produktentwicklung umgehen.

 

Welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede sind festzustellen?

Aus Schweizer Sicht sollte HR die Strategie eines Unternehmens mitprägen. Es gibt jedoch Länder, wo HR eine reine Dienstleistungsfunktion ist. Und es gibt Vorbilder wie zum Beispiel Grossbritannien: Dort ist HR in den meisten Fällen in der Geschäftsleitung vertreten. Spannend ist aus meiner Sicht die Vielfalt: Auf der einen Seite haben wir die britische CIPD mit 130000 Mitgliedern, auf der anderen Seite Länder wie Malta oder Island mit wenigen hundert organisierten HR-Verantwortlichen.

Max Becker hat acht Jahre lang als Treasurer die Finanzverwaltung der European Association for People Management (EAPM) geleitet.

Und schliesslich gibt es noch die politische Dimension …

Ja, auch die macht sich bemerkbar. Wir müssen schauen, dass die Politik in Zukunft nicht zu stark überschwappt in die EAPM hinein. Bisher funktioniert das. Nicht-EU- Länder, etwa Schweiz, Norwegen oder Türkei, müssen voll integriert bleiben.

 

Was ist der grösste Mehrwert einer Organisation wie EAPM?

Ich meine, das ist Benchmarking – also der Vergleich mit der HR-Praxis anderer Länder. Man muss allerdings von diesem Wissen dann auch Gebrauch machen, also in den eigenen Organisationen umsetzen.

 

Wird das Benchmarking von HR selbst gefördert?

Ja, es gibt viele grenzüberschreitende HR Projekte, wissenschaftliche Forschungsvorhaben oder Masterarbeiten. Hier kann EAPM einen wichtigen Beitrag leisten. Daher haben wir einen Untersauschuss «Wissenschaft» gegründet.

 

Wie schafft es EAPM, eine starke Community zu bilden?

Die Bildung von Fachausschüssen war ein taktisch kluger Schachzug, den wir gemacht haben. Jetzt werden Fachthemen in diesen Ausschüssen vertieft diskutiert, bevor sich ein grösseres Gremium damit befasst. Die Anzahl der Länder, die aktiv am EAPM-Leben teilnehmen, hat sich damit mindestens verdreifacht. Vorher waren vorwiegend die sechs Board-Members stark involviert in die EAPM-Arbeit.

 

Was waren für Sie Höhepunkte Ihrer Arbeit als EAPM-Treasurer?

Es gibt praktisch kein Land in Europa, zu dem ich nicht eine Verbindung mit den führenden HR-Vertretern in Organisationen haben. Dabei war ich auch als Vermittler tätig. Sprich: Wenn es eine Anfrage aus der Schweiz oder aus dem Ausland zu einem HR-Issue kamen, konnte ich immer vermitteln und die richtigen Ansprechpersonen dafür finden oder an die richtige Stelle verweisen.

 

Sind dabei auch Freundschaften entstanden?

Ja, so eine Tätigkeit fördert auch Freundschaften. Einige Kollegen wie zum Beispiel Rudolf Thurner, Ex-Präsident EAPM aus Österreich, sehe ich regelmässig. Die Freundschaften werden bleiben.

Interview: Michaela Geiger

RÉSUMÉ

«Les Européens peuvent apprendre les uns des autres»

Pendant huit ans, le responsable suisse des ressources humaines Max Becker a été trésorier de l‘administration financière de l‘European Association for People Management (EAPM). L‘EAPM est une association de droit suisse fondée en 1962 et qui regroupe aujourd‘hui des organisations de RH de 32 pays européens. HR Swiss est la seule organisation nationale qui est toujours représentée au conseil de l‘EAPM, car la Trésorerie est basée en Suisse et l‘EAPM paie les impôts ici en tant qu‘association.

Quel est l‘avantage pour les RH de regarder au-delà de leur propre nez vers d‘autres pays européens ? Max Becker déclare: «Il existe des thèmes européens communs tels que les certifications et la numérisation. Un échange est utile pour voir comment d‘autres pays s‘y prennent. De cette façon, nous pouvons apprendre des autres sociétés, également en ce qui concerne l‘équilibre entre la management des personnes et la numérisation. Nous pouvons apprendre les uns des autres en tant qu‘associations professionnelles, ainsi que d‘autres pays sur les thèmes du recrutement de membres et du développement de nouveaux services».

L‘analyse comparative est également une valeur ajoutée du GCEPA. «La comparaison avec les pratiques RH d‘autres pays est précieuse», déclare Max Becker. Il existe de nombreux projets RH transfrontaliers, projets de recherche scientifique ou mémoires de fin d‘études. «L‘EAPM peut apporter une contribution importante dans ce domaine.»